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Mein Fazit zum Nutzen von Polyvagaltheorie Therapie

Stand November 2023

Nachdem Flosch mittlerweile recht stabil gesundet ist auf einem Leistungsniveau von knapp unter 50% Berufsfähigkeit und unter Anwendung von immer noch strengem Pacing einen autarken Alltag ohne qualitative Einschränkung lebt, versuche ich einige Zusammenfassungen.

Ziel ist wie überall hier, Hoffnung zu geben und unwesentliche Therapieversuche wegzulassen.

Aus Ursachen-Kette, die ich immer noch für den Kern der Krankheit halte, leite ich folgende Folgerungen ab:

Der wichtigste Schritt ist die Akzeptanz, dass der Körper, also auch jüngere Teile vom Gehirn, und damit Teile der „Psyche“ durch einen alten und hartnäckigen / überaus mächtigen komplexen Schutzmechanismus auf „Sparflamme“ gezwungen wird. Diese Sparflamme ist nicht bei allen, aber doch bei vielen CFS-Kranken übel sparsam. Reicht gerade noch, nicht ganz auszugehen, aber heizen kann sie nicht, um im Bild zu bleiben.

Zweiter Schritt ist das Verständnis, dass dieser komplexe Mechanismus erstens sehr rigoros ist und zweitens sozusagen „eingeschnappt“. Er (Vagus 3) oder / und seine Auftraggeber (Amygdala and friends) mögen nicht an eine Besserung der äusseren Umstände glauben. Sie wurden zu lange misshandelt vom „Leben“ aussen und innen. Besserungen in ihrer Wahrnehmung werden nur sehr unwillig gesehen, aber jede neue Mini-Bedrohung oder (vermeintliche) Wiederholung alter „Muster“ wird sofort als Bestätigung gewertet, dass die Bedrohung groß ist und bleibt.

Für diese beiden Absätze habe ich die PVT gebraucht. In den mittlerweile 5 Jahren Begleitung von Flosch von 0 zurück ins Leben und im Kontakt mit anderen hat sich diese Vorstellung in mir verfestigt.

Diesen gedanklichen Zustand angenommen ist jetzt die Frage der Schritte des Aufpäppelns.

Wie wirksam die vielen möglichen Verfahren der PVTT sind und wie schnell, weiss ich nicht. Locker gesagt, geht es darum, diese drei Nerven so zu bespielen, dass sie in Zustände gelockt werden, die den Organen und den Chefs (Amygdala …) wieder normales, friedliches Leben vermitteln. Mein Gefühl ist, dass viele dieser Maßnahmen (z.B. Biofeedback, Verfolgung der HRV, diverse Stimulationen) wohl im Moment den Nerv treffen, ihn also positiv stimmen. Aber die wichtigere Wirkung scheint mir zu sein, dass über lange Zeit Zuwendung an den Körper allgemein erfolgt, die sowohl „unterschwellig“, also vom ANS, wie auch bewusst als Befriedung, Wertschätzung, eben Achtsamkeit empfunden wird.

Ich meine aber, damit alleine wäre die Gesundung zu langsam und nicht nachhaltig. Ich glaube hier nicht an einfache Schalter. Das ist nicht wie ein Einrenken eines Wirbels. Weil ja eben die diversen Einflüsse von aussen und früher die Interpretatoren aus der Bahn getrieben haben.

Also brauchts diese mühsamen Verfahren, wie aus z.B. Gupta, also Mantras, Zielbilder, Aufbau von Glauben an Gesundung, Meditation, sich in dieser erzwungenen Ruhe einrichten und sobald möglich, die Schädlinge zu erkennen und zu minimieren. Das ist zwar nicht die klassische (manuelle, aussen ansetzende) Therapie anhand der PVT, aber für mich eine aus dem Verständnis der PVT folgende Konsequenz. Im Kern: sein Leben zu ändern, toxische Einflüsse zu mindern und hier meine ich nicht primär toxisch im Sinn von Umweltgiften.

Dazu gehörte auch die Unterstützung durch 3 Gesprächstherapeutinnen. Was wiederum ein Prozess war, den Zustand zu akzeptieren, die Ziele zu bilden, die Vergangenheit wenigstens ansatzweise aufzuarbeiten.

Eine eigene Dimension ist das unverzichtbare Pacing, also diese sehr schwierige Zurückhaltung beim Investment der Rest-Energie. Aber für mich sehr gut verständlich, wenn ich PVT und Rolle der Mitochondrien zusammennehme.

Letztlich auch im Bereich der PVT mag ich Musik erwähnen. Flosch mag Musik und hörte viel. Auch wenn ich in mich schaue, hat Musik sehr stark heilende oder stabilisierende Wirkung.

Wieweit Abilify eine autarke Wirkung hatte, kann ich nicht messen. Klar ist nur, dass es zeitlich exakt zum Start der langen Gesundung passt. Mittlerweile ist es seit Kurzem abgesetzt. Es kann ein Katalysator gewesen sein, die eigentliche Wirkungsspirale in Gang zu setzen. Ich würde es jedem empfehlen, schon weil kaum schlechte Wirkungen zu befürchten sind. Einen reinen Placebo Effekt nehme ich nicht an. Wichtig ist mir aber: Abilify alleine wird’s nicht richten.

Sehr wichtig ist mir noch, das Timing zu erwähnen, also die nötige Geduld. Verglichen mit vielen anderen war Flosch mit praktisch allen Entwicklungen sehr schnell. Trotzdem hat die Entwicklung von Bell 0 auf eine stabile Lebensbasis, also knapp vor die Idee, wieder zu arbeiten in Teilzeit und autark zu leben, alleine zu wohnen und sich zu versorgen, mindestens 6 Monate gedauert ab Abilify!

Wichtig noch, was leider viele andere so perfekt nicht haben können: Flosch hatte nichts anderes zu tun, als gesund zu werden. Das war sein Beruf, buchstäblich. In dieser Zeit war er in unserem Nest mit allem versorgt. Er hatte keine Geldsorgen, dank der beschriebenen Versicherungen. Keine Kinder, in der Hauptgenesungszeit keinen Partner.

Also Fazit dieses Fazit: Hoffnung ist absolut berechtigt. Der Weg ist lang und beschwerlich und komplex. Für mich aber verständlich und machbar. Und von wegen beschwerlich: Liegenbleiben ist noch beschwerlicher.

2 Kommentare zu „Mein Fazit zum Nutzen von Polyvagaltheorie Therapie

  1. Vielen lieben Dank, Hoffnung ist immer wichtig, manchmal überwiegt allerdings die Resignation.
    Habe Longcovid seit Juli 22.
    Lg

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